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1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 391

1910 - Wittenberg : Herrosé
391 Xiii. Vaterland und Volkstum. facher Anfeindung mußte er wieder aufhören, da seine Mittel erschöpft waren. Nur in langen Pausen gelang es ihm, Mittel zu gewinnen und sein Werk fortzusetzen. Erst der große Krieg voll 1870/71 belebte aufs neue kräftig das patriotische Empfinden, und war auch seinem Werke günstig. Der Reichstag bewilligte 10000, und Kaiser Wilhelm schenkte 9000 Taler, nachdem er schon früher 2000 Taler beigesteuert hatte. Endlich nach 37jährigem Ringeil war Ernst von Bändel am Ziel. 1875, acht Jahre vor Einweihung des Niederwalddenkmals, wurde das Riesenwerk im Beisein des Kaisers, des Kronprinzen, vieler Fürstlichkeiten und einer großen Volksmenge enthüllt. Es war ein Das Kriegerdenkmal auf dem Kyffhäuser. hoher Ehrentag für den Meister, der über seiner Arbeit zum Greise geworden war. Tränendeil Auges schaute er auf die große festliche Schar, die aus allen Teilen des Vaterlandes gekommen war, ihn und sein Werk zu feiern. Der Kaiser verlieh ihm einen hohen Ordeil uild eine Ehrengabe von 4000 Mk. jährlich. Aber scholl im folgenden Jahre schloß der tatkräftige, uneigennützige Mann die Augen. Das Denkmal hatte 90 000 Taler gekostet, dazu hatte Bändel selbst 40 000 Taler beigesteuert, sein gallzes Vermögen. — Das Denkmal Hermanns ist durch seine Baugeschichte zugleich ein Denkmal deutschen Opfermutes und deutscher Zähigkeit. 3. Das Kriegerdenkmal ans dem Kyffhäuser. Ein duftiger Sagenschleier weht uni den Kyfshäuserberg. In seiner Tiefe soll

2. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 392

1910 - Wittenberg : Herrosé
392 Xiii. Vaterland und Volkstum. Friedrich Barbarossa jahrhundertelailg geträumt haben, während die Raben der Zwietracht um die verfallene Burg krächzten. Das große Jahr 1871 brachte die Erfüllung der Barbarossa-Sage, sie brachte dem geeinten Deutschland wieder Kaiser und Reich. Wilhelm I. der Große wurde als der wiedererstandene Barbarossa gefeiert. Ihm, dem Einiger Deutschlands, errichteten die deutscheli Kriegervereine auf deni sagenberühmten Berge ein riesenhaftes, großartiges Denkmal. Es wurde am 18. Juni 1896 von Kaiser Wilhelm Ii., den deutschen Fürsten und den Abgesandten der Kriegervereine feierlich eingeweiht. Der schön bewaldete Berg setzt seinen stolzen Fuß auf den fetten Boden der goldenen Aue. Weithin überschaut man die fruchtbare Ebene, die voll deni Südfuße der waldreicheil Harzberge gesäumt wird. Noch heute verdient sie das Lob, das ihr einst ein Graf von Stolberg spendete, da er aus Palästina heimkehrte: „Gott behüte das gelobte Land; ich lobe mir dafür die güldne Aue!" Das Denkmal ist ein riesiger Turm aus Quadersteineil auf gewaltigen Unterbauten. Drüber schwebt die Reichskrone. Aus dem Turme reitet Kaiser Wilhelm der Große auf stolzenl Roß. Unter ihm zwischen Felsblöcken liegt Barbarossa in Schlaf und Traum. Der Stroin der Denkmalsbesucher ist unglaublich groß. Das großartige Denkmal und die herrliche Land- schaft locken sie herbei. H. Harms u. Fr. Polack. 232. Die Moore Westdeutschlands und die Moorkultur. Überall in Westdeutschland treten vielfach Moore auf, vorherrschend sind sie jedoch nur im Westeil, im Gebiete der Ems und in Ostfries- land. An der Ems liegt liiiks das Bourtanger- (spr. baurtanger) Moor, rechts das Saterland, jedoch so, daß beide eine halbe Stuirde voiil Fluß entfernt bleiben. Das größte aller deutschen Moore ist das erstgenailllte. Es liegt auf der Grenze Deutschlands und Hollands und Nlißt nicht weniger als 1400 qkm, wovon reichlich 1000 qkm zu Deutschland gehöreil. Das Saterland mißt an 200 qkm; reichlich so groß ist auch das Teufelsmoor bei Bremen. Auch die ostfriesischen Moore, die unmittelbar unter der Marsch sich ausdehneil, haben großen Umfang. Nirgends im Vaterlande bietet sich uns ein so trostloser Anblick als auf diesen weiten Moorflächen. Je weiter der Wanderer sich in diese Einöden hineinwagt, desto unheimlicher wird ihm. So weit er auch walldert, immer der gleiche, ganz ebene, dunkle Boden mit den dürren Moos- und Heidepflanzen. Ihm wird immer mehr klar, daß gegen diese Landschaft die Heide mit ihren Hügeln, Kiefernwaldungen und Wiesentälern lieblich und reizvoll zu nennen ist. Obgleich man auf den ebenen Flächen außerordentlich weit sieht, so kann man in dem Bourtanger Moor doch einen Punkt aufsuchen, von wo aus man ringsum den Himmel mit dem Moor zusammenfließen sieht zu einem kreisrunden Horizont, wie man ihn sonst nur auf dem Meere hat. Aber während auf dem Ozean das Herz sich er- freut und gehoben fühlt durch den Anblick des wogenden, glitzernden

3. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 410

1910 - Wittenberg : Herrosé
410 Xiii. Vaterland und Volkstum. Schöne Worte des Kaisers sind: Meine Regierung soll nur dem Frieden und der Wohlfahrt des Volkes dienen. — Der König ist des Staates erster Diener. — Der deutsche Arbeiter kann der kaiserlichen Fürsorge versichert sein. — Freie Bahn für die Entfaltung der geistigen und materiellen Kräfte der Nation ist das Ziel, welches das Reich erstrebt. — Ich erneure das Gelübde, daß ich für des Volkes und Landes Ehre allzeit einstehen will, sowohl nach innen als nach außen. Ein Reich, Ein Volk, Ein Gott! Daß dem so sei, das walte Gott. 9. Der Kaiser führt ein glückliches Familienleben. Am 27. Februar 1881 vermählte sich unser Kaiser mit der Prinzessin Auguste Viktoria Luise von Schleswig-Holstein. Sie trägt den Namen von drei preußischer: Königinnen und hat auch die Tugenden derselben. Sie wurde am 22. Oktober 1858 geboren, einfach und fromm auf einem ländlichen Schlosse ihres Vaters erzogen. Durch ihre Anmut und Güte gewann sie schon als Prinzessin alle Herzen. Wie vielen hat sie Gutes erwiese::! Und was sie als Prinzessin gelernt hat, das übt sie nun als Kaiserin. Ihr ist es hauptsächlich zu danken, daß in Berlin über 30 neue Kirchen erbaut worden sind. Alle Werke der christlichen Liebe fördert, die Notleidenden unterstützt und die Un- glücklichen tröstet sie. Dem Kaiser hat sie sechs blühende Söhne und eine Tochter ge- schenkt. Der älteste Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, wurde am 6. Mai 1882 geboren. Voll Freude rief sein greiser Urgroßvater- Kaiser Wilhelm I. bei der Nachricht aus: „Hurra, vier Kaiser!" Die kaiserlichen Prinzen wurden einfach und streng wie Bürgerkinder erzogen; die ältesten sind glücklich verheiratet. Die Ehe des Kron- prinzen ist mit Kindern gesegnet. Gott wolle den Kaiser und sein Haus behüten und segnen und ihm Kraft und Weisheit geben, die Größe und das Glück des Deutschen Reiches zu erhalten und zu mehren! 241. Kaiser Wilhelm I., der Grotze, der Gründer des Deutschen Reiches (1861—1888). 1. Was uns an den Gründer des Deutschen Reiches er- innert. In jeder Schule hängt das Bild Kaiser Wilhelms I. Ir: allen Schulen wird an jedem 22. März, seinem Geburtstage, und an jedem 9. März, seinem Todestage, eine Gedenkfeier ge- halten. In allen Städter: stehen S i e g e s d e n k m ä l e r zur Er- innerung au die großen Siege Wilhelms I. Darauf stehen meistens die Namen der Gefallenen. Besonders hoch und stolz erhebt sich die Siegessäule in Berlin mit ihren vergoldeten Kanonen und neben dem königlicher: Schlosse das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms des Großen. Wohl das herrlichste Denkmal hat das deutsche Volk auf dem Nied er walde bei Bingen am Rheine errichtet. Riesengroß ist das Kriegerdenkmal auf dem Kyffhäuserberge, wunderschön das auf dem'wittekindsberge an der westfälischen Pforte und ein

4. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 411

1910 - Wittenberg : Herrosé
Xiii. Vaterland und Volkstum. 411 Zeichen hoher Kunst wie vaterländischer Gesinnung das Hermanns- denkmal Ernst von Bändels auf dem Teutoburger Walde über Detmold. In den großen Städten sind dem Kaiser Wilhelm I. Denkmäler aus Erz errichtet, in den Dörfern aber 1871 Sieges- eichen gepflanzt, die daran erinnern sollen, wie Kaiser Wilhelm I. durch große Siege das zersplitterte Deutschland geeinigt und zu Macht und Ehre gebracht hat. In den Kirchen hängen Tafeln mit den Namen der Kämpfer, die für das Vaterland gefallen sind. Mancher Mann trägt als Auszeichnung das Eiserne Kreuz oder doch die Kriegsdenkmünze, weil er an den großen Kämpfen teilgenommell ulld sich wohl gar durch besondere Tapferkeit hervorgetan hat. Alle Jahre am 2. September feiern die Schulen ein großes Freudenfest, weil an diesem Tage im Jahre 1870 der Kaiser Napoleon mit dem ganzen französischen Heere gefangen genommen wurde. Noch heute erzählen die alten Krieger an den Winterabenden von dem großen Mid guten Kaiser Wilhelm I., von seinen gewaltigen Siegen und voll seiner großen Leutseligkeit. Die Arbeiter rühmen seine wohltätigen Gesetze für die Armen und Geringen. So hat er sich Denkmäler errichtet, wohin man schaut. Ja, sogar die blaue Kornblume int Getreide mahnt an ihn, denn sie war seine Lieblillgsblume. Solange ein deutsches Herz schlägt, wird seiner in Liebe und Dankbarkeit ge- dacht werden. Kaiser Wilhelm I. hat fast ein ganzes Jahrhundert durchlebt. Er hat in seiner Jugend die größte Schnlach und in seinem Alter die höchste Herrlichkeit des Vaterlandes erlebt. 2. Was sich bis zu seiner Thronbesteigung ereignete. Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 geboren. Seine Mutter, die unvergeßliche Königin Luise, schrieb über ihn an ihren Vater: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, gerade wie sein Vater, einfach, bieder und verständig." Er war ein Kind von kaum 10 Jahren, als das Ullglück über Preußen hereinbrach. Der französische Kaiser Napoleon besiegte die Preußen bei Jena und nahm in kurzer Zeit das ganze Land ein. Mit der königlichen Familie flüchtete er bis in die' Stadt Memel am östlichen Ende des Reiches. Im Frieden zu Tilsit verlor sein Vater das halbe Recht. Als er 13 Jahre alt war, starb seine geliebte, herrliche Mutter. In den Befreiungskriegen erwarb er sich durch feinen Mut mitten irrt Kugelregen das eiserne Kreuz. Er vermählte sich 1829 mit der Prinzessin A u g u st a von Weimar. Sie schenkte ihm 2 Kinder, den spätern Kaiser Friedrich und die noch lebende Großherzogin Luise von Baden. Während des Ausstandes in Berlin 1848 ging er auf Wunsch seines Bruders Friedrich Wilhelm Iv. nach England und lernte dort das Leben eines freien Volkes kennen. Im nächsten Jahre besiegte er die Aufständischen in der Pfalz und irr Baden. 1858 ver- trat er seinen erkrankten Bruder als Prinzreqent und folgte ihm am 2. Januar 1861 als König. 3. Wilhelm I. als deutscher Mann im dänischen Kriege 1864. Die Herzogtümer Schleswig-Holstein im Norden

5. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 23

1910 - Wittenberg : Herrosé
I. Der Bauernstand sonst und jetzt. 23 zäunung oder gar durch Schießen. Die härtesten Strafen standen darauf. Nur durch Trommeln, kleine kläffende Hunde und Feuer durften sie das Wild verscheuchen. 2. Was der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640—1688) zur Hebung des Bauernstandes tat. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg legte beit Grund zu Preußens Größe. Er schuf die Macht, die unter seinem Sohne Friedrich I. am 18. Januar 1701 den Namen Königreich Preußen erhielt. Friedrich der Große sagte von ihm: „Der hat viel getan!" Besonders viel hat er auch für den Bauern- stand und die Landwirtschaft getan. Noch heute erinnern die Nainen vieler untergegangenen Dörfer und Wüstungen an die schreck- liche Zeit des dreißigjährigen Krieges, in der er den Thron bestieg. Weite Strecken seines Landes waren Wüsten. Tausende von Häusern und Hütten standen verfallen und leer da. Es fehlte an Menschen- händen, an Vieh, an Ackergeräten, an Saatgut, an Geld, an Geschick und Arbeitswut. Da rief der Kurfürst ans dem blühenden Holland kun- dige Ansiedler und aus Frankreich geschickte Handwerker herbei. Er gab ihnen Äcker und Wiesen, zum Hausbau Holz und Steine und be- freite sie auf 6 Jahre von Pacht und öffentlichen Lasten. Die Nieder- länder entwässerten die Sümpfe, bauten Kanäle und Brücken, pflanzten Obstbäume an und bestellten die Felder sorgfältig. Die Stadt Oranien- burg stieg gleichsam aus einem Sumpfe heraus. Ihren Namen bekam sie von der vortrefflichen Kurfürstin Luise Henriette, die eine Prinzessin von Oranien war. Noch heute erinnert ihr Lieblingslied „Jesus, meine Zuversicht" an die edle Fürstin, die eine wahre Landes- mutter war. Sie richtete bei Oranienburg eine Musterwirtschaft ein und bekümmerte sich um alles selbst. Ihre Milchwirtschaft, ihr Obst- garten, ihre Gemüsezucht und ihre Schule für Landwirte gaben gute Muster und reizten zur Nachahmung. Der Kurfürst hob die Schafzucht sowie die Tuchweberei und verbot die Einführung fremder Tuche. Auf den Staatsgütern ließ er den Bauern zeigen, wie sie Ackerbau, Viehzucht und Obstbau betreiben müßten. Jeder Bauer mußte bei feinem Hause einen Garten anlegen. Keiner durfte heiraten, ehe er nicht 6 Obstbäume gepfropft und 6 Eich- bäume gepflanzt hatte. Jährlich zweimal hatten die Pfarrer von der Kanzel die Bauern im Namen des Kurfürsten zur Pflanzung und Pflege von Obstbäumen zu mahnen. Der Kurfürst war selbst ein großer Gartenfreund und verweilte manche Stunde zwischen feinen Bäumen, Gemüsen und Blumen. Er veredelte selbst Wildlinge, beschnitt Sträucher und Bäume, fischte Karpfen aus dem Teiche, las Trauben von den Weinreben und kaufte auf dem Markte wohl ein paar Nachtigallen. Die ersten Kartoffeln ließ er anpflanzen und den Tabaksbau ein- führen ; doch gelang es ihm nicht, den verfallenen Weinbau wieder zu heben. Dagegen verbreitete sich leider der Genuß des Branntweins, den ein Nordhäuser Apotheker um 1600 erfunden hatte. Schlimm war es für den Bauernstand, daß er seinen Besitz und

6. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 30

1910 - Wittenberg : Herrosé
30 I. Der Bauernstand sonst und jetzt. schickte er dorthin. Er hat das lange Elend des Landes geendet und bessere Zustände angebahnt. Der große König starb am 17. August 1786. Sein Tod bewegte ganz Europa. Ein schwäbischer Bauer ries bei der Todesnachricht aus: „Wer soll nun die Welt regieren, wenn der Me Fritz' tot ist?" Sein Wahlspruch war: „Für den Ruhm und das Vaterland!" 5. Was Nils noch heute an Friedrich Wilhelm Iii. und seine Zeit (1797—1840) erinnert. In manchen Schulen hängt noch sein „letzter Wille" unter Glas und Rahmen. Er fängt mit seinem Wahlspruche an: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Aus dem ganzen Lande reisen alle Jahre viele tausend Menschen nach Berlin, um die Herrlichkeiten der Reichshauptstadt zu sehen. Am meisten wird jedes Herz gerührt in dem Mausoleum bei Char- lottenburg. In diesem stillen Grabhause zwischen hohen Bäumen ruhen König Friedrich Wilhelm Iii. und seine unvergeßliche Ge- mahlin Luise. Ihre herrlichen Bildsäulen von Marmor liegen auf der Grabstätte. In Berlin sind ihm, seiner Gattin und seinen Helden aus den Befreiungskriegen 1813—1815 herrliche Standbilder errichtet. Auch bei dem Anblick des schönen Brandenburger Tores gedenkt man jener Zeiten. Es führt aus der Stadt in den schattigen Tier- garten. Oben thront die Siegesgöttin auf einem Wagen mit vier Rossen. Ein Kupferschmied aus Potsdam hat das Kunstwerk angefer- tigt. In den Unglücksjahren 1806 und 1807 raubten es die Fran- zosen und führten es nach Paris; unsere Väter haben es in den Be- freiungskriegen wieder geholt. An diese Kriege erinnern die Freudenfeuer, welche hier und da im deutschen Vaterlande am 18.Ok- tober auf den Bergen noch angezündet werden. Sie gelten der großen Völkerschlacht bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche frei machten. Auch das Denkmal auf dem Kreuz berge bei Berlin erinnert noch heute daran, wie unter Friedr. Wilhelmiii. in den Befrei- ungskriegen das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte. Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene Söld- ner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten Hinsort das Vater- land verteidigen. Das Heer sollte fortan das „Volk in Waffen" sein. Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern aus, die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien Bürg erst and. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne große Kosten die Leute zu versöhnen suchen. Auch im Schulwesen erinnert viel an Friedrich Wilhelm Iii. Zu seiner Zeit lebte der große Kindersreund Pestalozzi in der Schweiz. Nach seiner Weise wird noch heute in den Schulen unter-

7. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 405

1910 - Wittenberg : Herrosé
Xiii. Vaterland und Volkstum. 405 — Wüste, alles weltfremde Wüste! Was sie da leiden, es hat's noch keiner genügend aussprechen können. Zwei Gefühle besonders zer- fleischen das Herz: Zorn und Rache gegen die lügnerischen Verlocker und Agenten, Heimweh, unendliches Heimweh nach dem trauten Dorfe im Heimatlande, wo sie arm waren und — wie sie erst jetzt wissen — so glücklich! Mancher sinnt nun Tag und Nacht, wie er wieder zurückkönnte, aber er ist ärmer als je, und es gibt keilte Agenten in Amerika, welche Auswanderer nach Europa beförderll. Einem oder dem andern kann's ja glücken, aber die meisten Auswanderer nach dem südlichen Amerika gehen meistens elendiglich zugrunde. In einer Gegend des Böhmerwaldes, wo heute große und reiche Fabriken stehen, lebte früher ein armes, aber genügsames und zu- friedenes Volk. Es wurde verdrängt; viele wanderten aus nach Amerika. Von einem solchen Auswanderer liegt mir ein Brief vor aus Neu-Granada (im Norden von Südamerika). Da heißt es unter anderem, daß der Schreiber in einer Baracke ans ein paar Brettern und Strnppwerk auf welkem Grase liege. Diese Hütte heiße man dort das Spital. Links und rechts Fieberkranke, Sterbende. Ums Lager Nattern, Kröten, Ratten und anderes Ungeziefer. Zum Tranke gelbes, stinkendes Wasser. Und weiter: „Soviel ich Haare auf dem Kopfe habe, gereut es mich, daß ich mein Vaterland verlassen habe. Dort wäre mir jetzt keine Arbeit zu schlecht, kein Brot zu hart. Noch ein junges Blut, und ich muß schon sterben, und ich bete lioch alle Tage, daß ich bald sterben kann, denn was das für ein Leben ist in diesem Lande — o Gott! Wenn's nur alle wüßten drüben, und daß sich keiner mehr verleiten ließe! Mein Geld ist schon im ersten halben Jahre hin gewesen; jetzt lebe ich nur öoit der Barm- herzigkeit eines alten Holzhändlers, der hier Priesterstelle vertritt, obschon er von Haus aus Gerbermeister ist. Seinen Segen werde ich wohl haben, wenn ich abfahre, sonst aber ohne alle Umstände in die Grube." Bleibe im Lande und nähre dich redlich! Welch schönes Sprichwort! Aber es gehören zwei dazu, um es zu erfüllen: einer, der im Lande bleibt, und einer, der es möglich macht, daß jener sich redlich nähre. Ach, könnte ich beide beschwören, den Aus- wanderungslustigen: Bleibe daheim! — den andern: Wende es nach allen Kräften, daß die Leute wieder zu sich kommen, daß sie wieder leben können auf ihren Bauerngründen! Daß dies geschehe, dazu mögen das Ihrige beitragen patriotische Vereine, Gemeinden, Bezirke, das Land, das Reich. Rosegger. Unsere drei Kaiser. 240. Kaiser Wilhelm Ii. (1888— ). 1. Unser Kaiser. Unser Landesvater heißt Wilhelm der Zweite. Er ist König von Preußen und deutscher Kaiser. Er stammt aus dem berühmten Geschlechte der H o h e n z o l l e r n, das nun fast 500 Jahre lang in unserem Vaterlande regiert. Die Vor-

8. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 420

1910 - Wittenberg : Herrosé
420 Xiii. Vaterland und Volkstum. sowie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Pandels ward gehemmt und dadurch die Ouelle des Erwerbes und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Ver- bindlichkeiten hoffte ich, meinem Volke Erleichterung zu verschaffen und de?? französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß es sein eigener Vorteil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten Absichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Zetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand schwindet. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pom- mern, Litauer! ihr wißt, was ihr seit sieben Zähren erduldet habt; ihr wißt, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, an den großen Friedrich. Bleibet eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Ge- wissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Pandel, Kunstfleiß und Wissen- schaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbün- deten, gedenkt der Spanier und Portugiesen; selbst kleine Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen: erinnert euch an die heldenmütigen Schweizer und Niederländer. Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Zhr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euren angeborenen König als für einen fremden perrscher, der, wie so viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Mut und der mächtige Beistand unserer Bundes- genossen werden unsern redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. Aber welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hin- geben, sür die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht auf- hören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegen- gehen, weil ehrlos der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfe?: mit Zuversicht vertrauen, Gott und unser fester Wille werden unserer gerechte?: Sache de?? Sieg verleihen, ?nit ih??? einen sicher??, glorreiche?? Frieden u??d die Wiederkehr einer glücklichen Zeit. Breslau, den \7. März J8\3. Friedrich Wilhelm. (Iii.)

9. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 386

1903 - Wittenberg : Herrosé
386 Xiii. Vaterland und Volkstum. Fürstlichkeiten und einer großen Volksmenge enthüllt. Es war ein hoher Ehrentag für den Meister, der über seiner Arbeit zum Greise geworden war. Tränenden Auges schaute er auf die große festliche Schar, die aus allen Teilen des Vaterlandes gekommen war, ihn und sein Werk zu feiern. Der Kaiser verlieh ihm einen hohen Orden und eine Ehrengabe von 4000 Mk. jährlich. Aber schon im folgenden Jahre schloß der tatkräftige, uneigennützige Mann die Augen. Das Denkmal hatte 90000 Taler gekostet, dazu hatte Bändel selbst 40 000 Taler beigesteuert, sein ganzes Vermögen. — Das Denkmal Hermanns ist durch seine Baugeschichte zugleich ein Denkmal deutschen Opfermutes und deutscher Zähigkeit. 3. Das Kriegerdenknial auf dem Kyffhäuser. Ein duftiger Sagenschleier weht um den Kyffhäuserberg. In seiner Tiefe soll Friedrich Barbarossa jahrhundertelang geträumt haben, während die Raben der Zwietracht um die verfallene Burg krächzten. Das große Jahr 1871 brachte die Erfüllung der Barbarossa-Sage, sie brachte dem geeinten Deutschland wieder Kaiser und Reich. Wilhelm I. der Große wurde als der wiedererstandene Barbarossa gefeiert. Ihm, dem Einiger Deutschlands, errichteten die deutschen Kriegervereine aus dem sagenberühmten Berge ein riesenhaftes, großartiges Denkmal. Es wurde am 18. Juni 1896 von Kaiser Wilhelm Ii., den deutschen Fürsten und den Abgesandten der Kriegervereine feierlich eingeweiht. Der schön bewaldete Berg setzt seinen stolzen Fuß auf den fetten Boden der goldenen Aue. Weithin überschaut man die fruchtbare

10. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 401

1903 - Wittenberg : Herrosé
Xiii. Vaterland und Volkstum. 401 — so glücklich! Mancher sinnt nun Tag und Nacht, wie er wieder zurückkönnte, aber er ist ärmer als je, und es gibt keine Agenten in Amerika, welche Auswanderer nach Europa befördern. Einem oder dem andern kann's ja glücken, aber die meisten Auswanderer nach dem südlichen Amerika gehen meistens elendiglich zugrunde. In einer Gegend des Böhmerwaldes, wo heute große und reiche Fabriken stehen, lebte früher ein armes, aber genügsames und zu- friedenes Volk. Es wurde verdrängt; viele wanderten aus nach Amerika. Von einem solchen Auswanderer liegt mir ein Brief vor aus Neu-Granada (im Norden von Südamerika). Da heißt es unter anderem, daß der Schreiber in einer Baracke aus ein paar Brettern und Struppwerk auf welkem Grase liege. Diese Hütte heiße man dort das Spital. Links und rechts Fieberkranke, Sterbende. Ums Lager Nattern, Kröten, Ratten und anderes Ungeziefer. Zum Tranke gelbes, stinkendes Wasser. Und weiter: „Soviel ich Haare auf dem Kopfe habe, gereut es mich, daß ich mein Vaterland verlassen habe. Dort wäre mir jetzt keine Arbeit zu schlecht, kein Brot zu hart. Noch ein junges Blut, und ich muß schon sterben, und ich bete noch alle Tage, daß ich bald sterben kann, denn was das für ein Leben ist in diesem Lande — o Gott! Wenn's nur alle wüßten drüben, und daß sich keiner mehr verleiten ließe! Mein Geld ist schon im ersten halben Jahre hin gewesen; jetzt lebe ich nur von der Barm- herzigkeit eines alten Holzhändlers, der hier Priesterstelle vertritt, obschon er von Haus aus Gerbermeister ist. Seinen Segen werde ich wohl haben, wenn ich abfahre, sonst aber ohne alle Umstände in die Grube." Bleibe im Lande und nähre dich redlich! Welch schönes Sprichwort! Aber es gehören zwei dazu, um es zu erfüllen: einer, der im Lande bleibt, und einer, der es möglich macht, daß jener sich redlich nähre. Ach, könnte ich beide beschwören, den Aus- wanderungslustigen: Bleibe daheim! — den andern: Wende es nach allen Kräften, daß die Leute wieder zu sich kommen, daß sie wieder leben können auf ihren Bauerngründen! Daß dies geschehe, dazu mögen das Ihrige beitragen patriotische Vereine, Gemeinden, Bezirke, das Land, das Reich. Rosegger. Unsere drei Aaiscr. 251 (271). itniftr Wilhelm Ii (1888— ). 1. Unser Kaiser. Unser Landesvater heißt Wilhelm der Zweite. Er ist König von Preußen und deutscher Kaiser. Er stammt aus dem berühmten Geschlechte der Hohenzollern, das nun fast 500 Jahre lang in unserem Vaterlande regiert. Die Vor- fahren unseres Kaisers haben Preußen groß und sein Volk glücklich gemacht. Auch unser Kaiser will sein Volk beschützen, führen und be- glücken. In Preußen hat er 34 Millionen Untertanen, während im Deutschen Reiche 56 Millionen Menschen leben. Alle Beamten haben Po lack, Lesebuch. 26
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